Warum sollte mir mein Pferd seine Hufe geben ?

Ja warum eigentlich ?
Sicher, Hufe auskratzen und Hufpflege sind alltägliche Routinearbeiten und hält die Hufe gesund. Nur vergessen wir häufig dabei, dass ein Pferd ein Fluchttier ist. Auch wenn es das ruhigste und verlässlichste Pferd auf unserem Globus ist, steckt immer noch ein mehr oder minder großes fluchtbereites Tier in ihm. Und dieses Pferd gibt seine Standfestigkeit und sein Fluchtbereitschaft (zu einem gewissen Teil) auf, wenn es einer seiner vier Pfoten auf einmal „in der Luft hängen hat“. Wenn ein Pferd bereitwillig seine „Hufe gibt“, so ist das schon ein großer Vertrauensbeweis, der wir als Pferdemenschen erhalten. Und dafür sollten wir uns auch ruhig mal beim Pferd bedanken und dies nicht als Selbstverständlichkeit nehmen (so nach dem Motto: „Der Gaul hat gefällst….“). Überhaupt, das Loben hinterher hat bisher noch jedem Pferde gutgetan, auch wenn es schon tausendemale alles super gemacht hat.
Jungen Pferden sollte das Hufe geben mit viel Geduld beigebracht werden. Und zwar durch entlang streichen mit der Hand am ganzen Bein herunter und leichtes Drücken mit Schulter und Oberarm, damit es das Gewicht auf die andere Seite verlagert. Erst dann wird der Huf behutsam aufgehoben. Bei Fohlen sollte das kurze Anheben aller vier Hufe, noch ohne dass irgendetwas am Huf selbst gemacht wird, früh und oft geübt werden. Und loben nicht vergessen !

Falls ein Pferd „lockere Hinterbeine“ hat, sprich aus welchem Grund auch immer leicht ausschlägt und damit Pferdemenschen gefährdet, gibt es folgenden Trick: Ich hebe die Hinterhufe sozusagen über Kreuz an. Genauer: Wenn ich auf der linken Pferdeseite stehe, hole ich mir vorsichtig den rechten Hinterhuf und führe ihn vor (!) dem linken Hinterbein vorbei soweit es geht auf meine Seite, also die linke Pferdeseite. Nun kann ich zwar den Huf nicht auf meinem Oberschenkel ablegen, sondern muss ihn mit der Hand halten. Aber so kann ich den Huf gefahrlos auskratzen. Denn wenn nun das Pferd ausschlagen will, trifft es sich höchstens selbst mit dem rechten Huf am linken Hinterbein. Mit dem linken Hinterbein kann es mich nun auch nicht gefährden, denn auf diesen steht es ja und kann es erst wieder anheben, wenn der rechte Huf wieder auf dem Boden steht.
Dies wird solange auf beiden Seiten geübt, bis das Pferd gelassen und ruhig seine Hinterhufe gibt und wir auch auf der gleichen Seite die Hufe aufnehmen können.

Wenn dann der Hinterhuf auf meinem Oberschenkel liegt, gilt es, die richtige Position für den hochgehobenen Huf zu finden. Ich probiere verschiedenes aus, gehe z.B. leicht vor und zurück oder auch etwas mehr zur Seite. Denn dann kann es auch für das Pferd angenehmer und die ganze Sache leichter und entspannter werden.
Mein Pferd hat sogar die Angewohnheit, sein Hinterbein zunächst in bester Stretchingmanier weit nach hinten auszustrecken, wenn ich es anhebe. Erst dann entspannt es sein Bein und ich kann den Huf sozusagen in Empfang nehmen. Diese Eigenart lasse ich ihm gern, denn Stretching ist schließlich gesund.
Das Absetzen des Hufes sollte ebenso ruhig und behutsam geschehen wie das Hochnehmen, damit das Pferd den Huf korrekt aufsetzen kann. Denn lassen wir den Huf einfach los, den das Pferd uns bereitwillig und entspannt überlassen hat, ist es häufig überrumpelt und schlägt vielleicht sogar mit der Zehe auf den harten Stallboden auf. Zudem können wir damit verhindern, dass der Huf auf unsere Füße fällt. Diesen Schmerz kennt sicher jeder aktive Pferdemensch.
Bei der Gelegenheit empfehle ich dringend, bei allen Arbeiten mit den Pferden (außer beim Reiten) und bei der Stallarbeit Sicherheitsschuhe zu tragen. Diese gibt es in jedem guten Baumarkt zu moderaten Preisen und sie können so manchen gequetschten Zeh vermeiden. Die Schuhe lieber ein bisschen größer kaufen, damit Einlegesohlen und dicke Socken im Winter für warme und trockene Füße sorgen können.

Nun noch kurz zur Hufpflege. Hufpflegemittel gibt es in verschiedenen Formen: Ob Fett, Öl, Paste oder Sonstiges das Richtige ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Meiner Meinung nach ist dies eher eine Glaubenssache. Wichtig finde ich nur, dass nicht billige (im Sinne von minderwertige) Produkte verwendet werden sollten. Denn dort sind oft auch Fette bzw. Öle verarbeitet, die eher in den Abfall gehören. Wir würden diese ja auch nicht zur Hautpflege einsetzen. Gegen preiswerte Produkte dagegen spricht gar nichts, denn zwischen billig und preiswert gibt es schließlich einen Unterschied.
Wenn ein Huffett sehr fest ist und sich deshalb nur mühsam mit einem Pinsel verstreichen lässt, gebe in etwas Öl mit in die Dose und verarbeitet dies nach und nach mit. Dies kann ein Huföl oder auch einfach Olivenöl sein. Letzteres können übrigens auch wir Pferdemenschen gut zur Hautpflege einsetzen. Kleiner Tipp: Wenn im Winter die Lippen rauh werden und keine Lippenpflege zur Hand ist, tut Olivenöl sehr gute Dienste.
Ansonsten gilt natürlich, was die meisten von uns schon wissen: Die Hufe sollten sauber sein, bevor Pflegemittel aufgetragen werden. D. h.: Die Hufe kurz mit etwas Wasser und einer Bürste säubern, leicht trocknen lassen und die noch etwas feuchten Hufe einpinseln. Der Kronenrand auf jeden Fall immer mit behandelt, denn hier wächst das Horn nach und da tut Pflege immer gut.

Mein Hufschmied meint zwar, dass die sehr dicke Hornschicht letztendlich das Pflegemittel kaum aufnehmen kann. Doch ich bin der Meinung, dass auf jeden Fall das weitere Austrocknen der Hufe vermindert wird. Gerade im letzten Jahr bei der sehr trockenen Witterung habe ich gute Erfahrungen mit regelmäßiger Hufpflege gemacht (mehrmals in der Woche). Dazu gehörte auch das regelmäßige Raspeln von brüchigen oder ausgefransten Kanten.

Ach ja, und dann gab es noch einen nützlichen Tipp vom meinem Hufschmied, und zwar zur Strahlenfäule: Zunächst den Huf regelmäßig auskratzen. Ruhig auch mal die Furchen des Hufstrahls mit dem Hufkratzer und etwas Watte gründlich säubern. Anschließend auf die befallenen Stellen einfaches Mundwasser geben. Dazu habe ich mir das Mundwasser in eine kleine Plastikflasche mit einer kleinen Ausgießöffnung umgefüllt, so dass ich es gezielt und sparsam anwenden kann. So gelangt es notfalls auch in tiefere Taschen, die gebildet haben können. Da Strahlenfäule eine bakterielle Erkrankung ist und Mundwasser gegen Bakterien wirkt, ist dies eine kostengünstige Behandlungsmöglichkeit. Ich hab’s ausprobiert und es hat sehr gut funktioniert. Das Pferd anschließend noch für kurze Zeit auf sauberem und trockenen Boden stehen lassen, damit es länger einwirken kann.
Mein Pferd genießt es inzwischen, wenn ich mich ausführlich mit seinen Hufen beschäftige und ihm damit natürlich auch meine Aufmerksamkeit schenke. Durch die Routine ist er inzwischen auch sehr gelassen, wenn der Hufschmied an seine Pfoten will, und das war nicht immer so.

2 Gedanken zu „Warum sollte mir mein Pferd seine Hufe geben ?“

  1. hallo,ich bin selbst btesizerin eines paso peruanos mit dem verdacht auf die erkrankung dsld. viele paso peruanos stehen im verdacht diese krankheit zu haben bzw. zu bekommen. die meisten haben eine weiche fesselung und mfcdften unterstfctzung der tiefen beugesehne bekommen.es gibt hier ein sehr aufschlussreiches forum zu dieser krankheit, das gangpferdeforum.deda mein paso leider selbst von dieser krankheit betroffen bin, wfcdfte ich gern, welche hufschuhe geeignet we4ren, die durchtrittigkeit irgendwie zu kompensieren, ohne weiteren schaden anzurichten.viele grfcdfei. azahares-n.

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    • Hallo Jody,
      mit der Krankheit DSLD habe ich keine Erfahrung. Zum Thema Hufschuhe kann ich berichten: Eine meiner Einstellerinnnen hat für ihre Stute die Hufschue von ihrer Hufpflegerin anpassen lassen (d.h. genau ausgemessen und danach die Hufschuhe bestellt). Die Stute ist sofort prima damit klar gekommen.
      Vielleicht findest Du einen Hufpfleger oder Hufschmied, der sich mit der Krankheit auskennt ? Auch Messen kannste Du häufig gute Antworten und Tipps bekommen.
      Ich wünsche Dir und Deinem Pferde alles Gute !
      Ruth

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